Eine Lösung für alle Fälle
Guido Gebhardt sprach mit Natalie Erdmann, CMO bei der deepc GmbH, über den klinischen Nutzen bei der Anwendung von KI-Lösungen und warum die deepc Plattform ein Gamechanger bei der radiologischen Befundung der Zukunft werden kann.
Das Team des Medizintechnikunternehmens deepc hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Workflow in der Radiologie radikal zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mit dem KI-Betriebssystem deepcOS bietet die in München ansässige Firma eine neuartige Plattform für Künstliche Intelligenz in der Radiologie: Eine Vielzahl ausgewählter und geprüfter KI-Anwendungen führender weltweiter Partner können über deepcOS mit einer nur einmaligen Installation DSGVO-konform in bestehende Krankenhaus-, Praxis- oder andere IT-Infrastrukturen integriert werden. Die für mittlerweile mehr als 30 Indikationen nutzbaren KI-Lösungen sind CE-gekennzeichnete Medizinprodukte.
Frau Erdmann, Sie haben Ihre KI–Plattform dieses Jahr eingeführt. Wie wurde Ihre Lösung im Markt aufgenommen?
Wir freuen uns sehr über das rege Interesse im Markt, auch international betrachtet. Gerade kürzlich erst haben wir unsere Partnerschaft mit der Digithurst Bildverarbeitungssysteme GmbH & Co. KG verkündet und werden ab 2022 für weitere 300 radiologische Einrichtungen KI-Lösungen über unsere Plattform deepcOS anbieten können. Unsere nächste große Kooperation machen wir auf dem RSNA 2021 Annual Meeting in Chicago publik. Bereits integriert werden unsere Anwendungen in einigen größeren Radiologieverbünden und Uniklinika.
Welchen Herausforderungen begegnen Sie?
Wir haben bei KI in der Radiologie zunächst immer die Situation, ein komplexes Produkt anzubieten, das erklärungsbedürftig ist. Daher legen wir einen Schwerpunkt unserer Tätigkeit auf intensive Beratung der künftigen Anwender:innen, um wirklich passgenaue Angebote für die radiologische Abteilung einer Klinik oder eine Praxis aus unserem breiten Portfolio an Algorithmen und Anwendungen auszuwählen.
Unserer Erfahrung nach ist dieser Schritt essenziell, da er Vertrauen schafft in die neue Technologie. Unsere Plattform- Lösung macht es natürlich einfacher, weil man als Klinik oder Praxis nicht zwischen singulären Anwendungen entscheiden muss, sondern den unkomplizierten Zugriff auf eine Vielzahl von Lösungen für über 30 klinische Indikationen hat.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Lösungen auf Ihrer Plattform aus?
Besonders wichtig ist uns eine sorgfältige Auswahl der Partner und ihrer geprüften Lösungen, die alle CE-gekennzeichnete Medizinprodukte sind. Wir bewegen uns hierbei in einem hochprofessionellen internationalen Umfeld und haben exzellente Partnerschaften auf Augenhöhe etabliert. Die Validierung und der klinische Nutzen der KI-Lösungen stehen bei der Selektion immer im Vordergrund.
Wie steht es denn um den klinischen Nutzen der KI–Anwendungen?
Uns ist klar, dass Anwender:innen sich neben ihrer eigenen Expertise auf KI bei der Befundung verlassen wollen und nur dann Vertrauen in die Anwendung Künstlicher Intelligenz entstehen kann. Daher ist es unserer Sicht angeraten, KI-Lösungen anzubieten, die nachweislich Nutzen bringen.
Haben Sie Beispiele aus Ihrem Portfolio dafür?
Der Algorithmus BoneView der französischen Firma Gleamer reduziert die Zahl übersehener Frakturen im muskuloskelettalen Röntgen um rund 30 Prozent. Panda von ImageBiopsy Lab ermöglicht eine automatisierte Quantifizierung für die Standardisierung der Knochenalterbestimmung. Beeindruckend ist auch die Beschleunigung, die sich in der Notaufnahme durch die Priorisierung kritischer Fälle bei Kopf-CT-Untersuchungen ergibt. Hier bieten unsere Partner Avicenna und Qure.ai überzeugende Produkte.
Wie geht es bei deepc weiter?
Wir sind ein sehr engagiertes Team und wollen wirklich schnell etwas bewegen, um den Workflow in der Radiologie effizienter zu machen und die Arbeit von Ärzt:innen zu erleichtern. Natürlich wären wir sehr stolz, wenn unser KI-Betriebssystem deepcOS zum Gamechanger der Zukunft der Radiologie werden würde. Jetzt freuen wir uns aber erst einmal über unsere ersten Kunden in Deutschland und besonders auf unsere nächsten Schritte in die USA – ein sehr spannender Markt, mit einer überaus großer Aufgeschlossenheit gegenüber KI.