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Rund 1,7 Röntgenanwendungen erhält jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr – damit belegt die Bundesrepublik europaweit einen der vorderen Plätze. Das ist nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) – aufgrund der gesundheitsschädlichen ionisierenden Strahlen– alarmierend. Die Experten empfehlen, Patienten möglichst mittels Ultraschall zu untersuchen. Die Sonografie biete häufig eine Alternative zum Röntgenbild – und sei strahlungsfrei. Gerade bei Baucherkrankungen, Knochenbrüchen und Rheuma seien Ultraschalluntersuchungen ebenbürtig – oder sogar überlegen.

 

Prozentualer Anteil der verschiedenen Untersuchungsarten an der Gesamthäufigkeit (links) und an der kollektiven effektiven Dosis (rechts) für das Jahr 2014
(Grafik: BFS)

„Bei der Ultraschalldiagnostik werden ausschließlich Schallwellen zur Erzeugung der Bilder verwendet, die – anders als ionisierende Strahlen – keine negativen Wirkungen auf menschliches Gewebe haben“, sagt PD Dr. med. Wolfgang Hartung, Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Bewegungsorgane. „Somit kann eine Ultraschalluntersuchung theoretisch beliebig oft durchgeführt werden, ohne den Patienten zu belasten.“ Aufgrund der starken gesundheitlichen Vorteile empfiehlt auch die Strahlenschutzkommission (SSK) Medizinern, immer sorgfältig zu prüfen, in welchen Fällen eine Ultraschalluntersuchung eine röntgen- oder nuklearmedizinische Untersuchung ersetzen kann.

Das geht mittlerweile häufig, denn die Ultraschalltechnik hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. „Es ist nicht mehr nur möglich verschiedenste Gewebetypen darzustellen, sondern auch die Durchblutung von Extremitäten und Organen zu quantifizieren“, erläutert Hartung. „Somit kann der Ultraschall zum Beispiel im Bereich der Bauchorgane – sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen – eingesetzt werden.“ Als erste bildgebende Methode habe er gewissermaßen eine Steuerungsfunktion. Allerdings seien der Ultraschalluntersuchung auch physikalische Grenzen gesetzt, die sich von denen anderer bildgebender Verfahren grundlegend unterscheiden. „Luft ist ein natürlicher Feind der Ultraschalluntersuchung, da sie aufgrund ihrer Reflexionseigenschaften die Bildgebung erheblich stört“, so der DEGUM-Experte.

Neben Baucherkrankungen können auch Knochenbrüche sehr gut mittels Sonografie erkannt werden. Häufig kommt hier jedoch noch die Röntgenstrahlung zum Einsatz. „Nahezu ein Drittel aller veranlassten Röntgenuntersuchungen betreffen das Skelett“, so Hartung. „Dabei zeigen zahlreiche Studien, dass bei bestimmten Knochenbrüchen die Ultraschalluntersuchung mindestens ebenbürtig – oder sogar überlegen ist.“ Der Rheumatologe sieht beispielsweise gute Möglichkeiten, den Einsatz von Röntgenstrahlen bei Kindern zu vermeiden. „In naher Zukunft werden Unterarm- und Oberarmbrüche bei Kindern überwiegend durch eine Ultraschalluntersuchung diagnostiziert“, prognostiziert Hartung. Das sei besonders relevant, da der Organismus besonders im Wachstumsalter empfindlich für ionisierende Strahlen sei.

Auch in der Rheumatologie nimmt die Sonografie mittlerweile einen festen Stellenwert in der Frühdiagnostik ein. „Rheumatisch bedingte Defekte am Knochen können durch die Ultraschalluntersuchung im Schnitt sechs Monate früher erkannt werden als durch eine kon-ventionelle Röntgenuntersuchung“, sagt der Experte. Auch hier trägt der Ultraschall dazu bei, Röntgenuntersuchungen zwar nicht ganz zu ersetzten, aber die Anzahl der Untersuchungen doch deutlich zu reduzieren.

Nicht nur Ärzte sondern auch Patienten selbst können eigenverantwortlich dazu beitragen, die Anzahl unnötiger Röntgenaufnahmen zu verringern. „Bei jedem Arztbesuch sollten Patienten ihren Röntgenpass mitführen, damit jede neue Untersuchung eingetragen werden kann“, rät Hartung. „Wichtige Voraufnahmen sollten ebenfalls mitgebracht werden, um Doppeluntersuchungen zu vermeiden und eventuell einen Vergleich des aktuellen Befundes mit früheren zu ermöglichen.“ Zudem sollten Patienten bei ihrem Arzt nachfragen, ob die angedachten Untersuchungen tatsächlich sinnvoll sind. Darüber hinaus sollten sie sich die Notwendigkeit der angedachten Untersuchungen – und das damit verbundene Risiko – stets genau erläutern lassen.

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