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Am 16. und 17. Februar veranstaltete das Universitätsklinikum Essen bereits die zweite ETIM. ETIM steht in diesem Fall für ,Emerging Technologies in Medicine’. Und diesem Motto wurden die Veranstalter in jeder Hinsicht gerecht: Ausgewogene und informative Vorträge über Künstliche Intelligenz und den Einsatz von Robotern in der Medizin; vorgetragen von Wissenschaftlern und Unternehmensrepräsentanten.

Prof. Michael Forsting, Direktor der Abteilung für Radiologie und Chief Medical Officer der IT-Abteilung am Universitätsklinikum Essen

„2025 wird es keine radiologische Diagnostik mehr geben, ohne dass die Bilder vorher durch künstliche Intelligenz analysiert wurden“, lautete eines der Statements von Mathias Goyen, Chief Medical Officer Europe, GE Healthcare, Solingen. Eine Einschätzung, der weder Referenten noch Zuhörer widersprachen. Denn die fast fertigen Lösungen und Visionen die neben GE auch noch Repräsentanten von Siemens, Philips und dem Start-up Ophtorobotics präsentierten, waren gewaltig.

Unterstrichen wurden die Möglichkeiten der Unternehmen durch die Vorträge von Wissenschaftlern wie Dr. Ben Glocker, Senior-Lecturer Medical-Image-Computing am Imperial College Department of Computing in London, und PD Dr. Felix Nensa, Oberarzt in der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen: „Ohne technische Unterstützung  können wir weder die zunehmende Datenflut noch die demographische Entwicklung in den Griff bekommen.“

Beide Probleme – Datenflut und demographische Entwicklung – beantworten bereits im Ansatz die Frage, die auch in Essen permanent im Raum stand: ,Schickt der Einsatz von KI Radiologen in die Arbeitslosigkeit?’ Klare Antwort: Nein. Da waren sich die Referenten einig. Denn unser Gesundheitswesen steht nun mal vor der Herausforderung, ohne dass mit Budgetsteigerungen zu rechnen ist, mit immer weniger jungen Menschen immer mehr ältere Menschen zu versorgen. Das heißt auch, das Gesundheitswesen muss effizienter arbeiten und Methoden entwickeln, die sowohl die Vorsorge verbessern, als auch mithilfe integrierter IT-Lösungen den Befundprozess beschleunigen.

Dr. Mathias Goyen, Chief Medical Officer Europe bei GE Healthcare erläuterte kurzweilig und unterhaltsam wie Künstliche Intelligenz funktioniert und welche Auswirkungen die neue Technologie auf die Radiologie haben wird

KI ersetzt nicht den Radiologen

Kurz zusammengefasst: Sobald medizinische Daten in großer Anzahl verfügbar sind (Big Data), sind selbstlernende Algorithmen (Deep Learning / Machine Learning) in der Lage, den Datenbestand in kürzester Zeit nach Auffälligkeiten und Parallelizitäten zu durchforsten. Dabei geht es zukünftig nicht nur darum ,welcher Patient hatte bei ähnlichen Rahmenbedingungen einen ähnlichen Krankheitsverlauf und welche Therapie hat geholfen?’, sondern auch darum Vorhersagen zu treffen, wie sich die Gesundheit des einzelnen Patienten weiter entwickeln könnte. Stichwort digitaler Zwilling.

Die Idee des digitalen Zwilling kommt dabei aus der Luftfahrt, wo es bereits üblich ist, eine Vielzahl von Messwerten an Flugzeugtriebwerken aufzuzeichnen und ebenfalls die Schadensereignisse zu dokumentieren mit dem Ziel, anhand der vorhandenen Daten Triebwerksausfälle vorherzusagen, um die Betriebssicherheit zu erhöhen.

Trotz aller Vorteile wird Künstliche Intelligenz den Radiologen wohl kaum ersetzen. Da ist sich auch Dr. Felix Nensa sicher. Doch gleichzeitig ist er der Meinung: „Radiologen, die KI einsetzen, werden die Radiologen ersetzen, die KI nicht einsetzen.“ Und gerade weil KI bisher kaum in der Lage ist Sätze wie „Wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen“ syntaktisch und semantisch korrekt zu erfassen, wird der Radiologe für die Verifizierung und Validierung von Befunden  weiterhin unverzichtbar bleiben.

Die beiden Theologie-Professoren Ralf Miggelbrink und Stefan Heineman, die über ethische Aspekte in Bezug auf den zunehmenden Einsatz von Software und Robotern philosophierten, zeigten den Zuhörern Fragestellungen auf, wenn menschliches Handeln durch den Einsatz von Computern und Robotern ersetzt wird. Ist künstliche Intelligenz in der Lage ethisch zu handeln? Was ist für ein autonomes Fahrzeug besser: Fahre ich die Oma oder das Kind um? Durchaus interessant ist auch der Ansatz, die zahlreichen in Deutschland häufig diskutierten Datenschutzaspekte und -restriktionen mal nicht nur aus der Warte eines Gesunden zu betrachten. Wenn es ums Überleben geht, pochen Patienten wohl nur selten auf den Schutz ihrer Daten.

PD Dr. Felix Nensa führte die Zuhörer durch die Veranstaltung

Roboter unterstützen die Pflege

Während am ersten Kongresstag die künstliche Intelligenz im Vordergrund stand, widmete sich Tag zwei der Veranstaltung dem Einsatz von Robotern in der Medizin. Denn auch hier geht die Entwicklung mit riesigen Schritten voran, lässt die Radiologie jedoch weitestgehend aussen vor. Der Einsatz von Robtersystemen konzentriert sich in der Medizin im Wesentlichen auf die Pflege, die Chirurgie und die Nachsorge. Mithilfe von Exoskeletten können Pflegekräfte in Zukunft beliebig viele Patienten aufheben oder umlagern, ohne ans Ende ihrer physischen Leistungsfähigkeit zu gelangen.

Andrea Schmidt-Rumposch, Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Essen, bekräftigt: „Zum einen gibt es einen gewissen Mangel an Pflegekräften und zum anderen haben die vorhandenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vielfach ihre Leistungsfähigkeit erreicht.“ Unterstützung ist also dringend erfordertich und gewünscht – in welcher Form auch immer.

OP-Roboter versetzen Chirurgen bereits heute in die Lage minimal-invasive Eingriffe präzise durchzuführen, ohne unmittelbarer neben dem OP-Tisch zu stehen: Der Operateur steuert von einer Konsole aus die Instrumente – wenn es sein muss auch per Datenleitung über mehrere tausend Kilometer hinweg. Und im Bereich der Nachsorge finden Roboter ihren Einsatz beispielsweise in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten, die erneut Bewegungen lernen müssen. Das System wird angelernt, welche Bewegungen trainiert werden sollen und unterstützt den Therapeuten dabei, beim Patienten wieder die entsprechenden Verknüpfungen im Gehirn herzustellen und die Bewegungsabläufe wieder zu erlernen.

Auch wenn die Themen der Vorträge teils abgehoben waren, zeigten die Veranstalter in Essen – Prof. Michael Forsting, Direktor der Abteilung für Radiologie und Chief Medical Officer der IT-Abteilung am Universitätsklinikum Essen, Andrea Schmidt-Rumposch, Pflegedirektorin und Jochen Werner Direktor and CEO, wie notwendig es ist, sich bereits frühzeitig mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen.

Bereits im kommenden Jahr wird aus der ETIM in Essen der Smart Hospital Summit – vom 22.-23. Februar 2019.

https://radiologiemagazin.de/kuenstliche-intelligenz-revolutioniert-das-krankenhaus-uk-essen-auf-dem-weg-zum-smarten-hospital

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