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Der legendäre DICOM-Treff im Schloss Waldthausen bei Mainz konnte in diesem Jahr gleich mehrere Jubiläen feiern. Die von Prof. Peter Mildenberger organisierte Veranstaltung informierte nicht nur in gewohnter Weise über den aktuellen Stand der Technik in der Radiologie-IT. Gleichzeitig gibt es wohl keine weitere Veranstaltung, die in kleinem interessierten Kreis sehr große Themen angeht und einen hohen Unterhaltungswert bietet.

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Prof. Peter Mildenberger konnte erneut etwa 150 Gäste zum 20. DICOM-Treff in Schloß Waldtrauden begrüßen.

Das DICOM-Treffen wurde 20 und der DICOM-Standard befindet sich bereits im 25. Jahr. Ebenfalls seit 25 Jahren ist das DICOM-Toolkit von OFFIS auf dem Markt. In einem Rückblick zeigte Prof. Peter Mildenberger, wie sich die Themen der Radiologie über die letzten Jahre verändert haben. Erstaunlicherweise zieht sich jedoch das Thema DICOM-E-Mail über viele Jahre hin. Denn der Bilddatenaustausch unterschiedlicher Einrichtungen ist vielerorts noch immer unzureichend gelöst.

Noch ausbaufähig: Interne und einrichtungsübergreifende Kommunikationslösungen

Eventuell deshalb begann die Veranstaltung mit einem Vortragsblock zu ‚Best Practice Solutions‘ von Kooperationen mit externen Anwendern. Anderntags gefolgt von ‚Imaging beyond Radiology’ mit konkreten Beispiellösungen großer Teleradiologieverbünde. Dabei zeigten die Anwendungsbeispiele unterschiedlicher Hersteller nicht nur, dass Teleradiologie bzw. der überregionale Austausch von Bild- und Befunddaten möglich ist, sonder auch, dass  mit modernen Lösungen der Workflow deutlich verbessert werden kann. So zeigte Oberarzt Karl Egger vom Universitätsklinikum Freiburg, dass sich mit einer dedizierten Bildkommunikationslösung die Verlegung von Schlaganfallpatienten zur Thrombektomie in ein neurovaskuläres Zentrum gezielt und effektiv steuern lassen kann. Dabei geht es darum, Patienten, bevor sie ins Universitätsklinikum verlegt werden, möglichst schnell und effizient zu selektieren. Denn nur dann ist eine erfolgreiche Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu gewährleisten. 

Themenblock zwei befasste sich mit der Strukturierten Befundung: Einem seit langem kontrovers diskutierten Thema in der Radiologie. Während die einen konkrete Aussagen und Informationen in den mit Adjektiven ausgeschmückten Befunden vermissen, kritisieren die anderen monotones Geklicke durch Vorlagen. Abhilfe schaffen könnten semantische Spracherkennung und Natural-Language-Processing (NLP). Beides ist weder trivial noch unerreichte Magie und wird sich früher oder später wohl durchsetzen. Denn die strukturierte Erfassung von Befunden dient nicht nur dazu checklistenartig zu diagnostizieren, sondern stellt künftigen Big Data / KI-Anwendungen das nötige valide Datenmaterial zur Verfügung

Big Data profitiert von strukturierter Befundung

Veranstaltungstag zwei endete mit einer Session zur Künstlichen Intelligenz: Ein Thema, das die Radiologie bewegt wie kein zweites. Werden KI und Befundroboter den Radiologen ersetzen? Wie können wir uns den Einsatz von KI in der Radiologie vorstellen? Schnell wurde klar: KI ist aus der Radiologie ab

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Daniel Pinto dos Santos: „Zahlreiche Vorteile sprechen für eine strukturierte Befundung.“

sofort nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Anbieter drängen auf den Markt. Softwarepakete mit selbstlernenden Algorithmen lösen unterschiedlichste Fragestellungen in kürzester Zeit. Egal ob es um die klinische Entscheidungsunterstüzung (CSD – Clinical Decision Support) geht, die Organisation des Abteilungsworkflows oder die Systemeinstellungen der Modalitäten; Befundvorschläge, Arbeitslisten und Patientenpositionierung werden zukünftig von selbstlernender Software gesteuert. Innerhalb weniger Millisekunden erzielen Systeme durch die Analyse großer Datenmengen (Big Data) Ergebnisse, für die  ein normaler Mensch deutlich länger brauchen würde. Noch ist der Einsatz zahlreicher Lösungen wenig praktikabel. Doch wenn die Entwicklung mit der Vehemenz voranschreitet, mit der sie begonnen hat, werden sich die Anwendungen binnen weniger Monate vervielfachen.

Die Radiologen dürfen das Heft der Anwendung nicht aus der Hand geben. Natürlich kann man sich vorstellen, dass Ärzte anderer Fachrichtungen mit dedizierten CSD-Systemen sich ebenfalls in der Lage sehen Befunde zu erstellen. Doch sollte es eher darum gehen, das Maximum zu erzielen: Und das liegt sicherlich weiterhin in der Anwendung der Radiologie. Die Radiologie kann und darf sich neuen Technologien verschließen, sondern sollte das Thema KI federführend weiterentwickeln.

Ein weiterer Themenkomplex mit dem sich der DICOM-Treff befasste war die Anforderungen von Datenschutz, Strahlenschutz und Dosismanagement, denen die Radiologie standhalten muss. Die DSGVO und das neue Strahlenschutzgesetz halten die Radiologie in Atem. Die massiven Anforderungen beeinflussen aktuellen Projekte und suchen nach praktikablen Lösungen im Umgang mit Patientendaten und der Dokumentation von Dosiswerten. Beides nichts sonderlich komplexes, jedoch mühselig in der Umsetzung.

2019 findet der DICOM-Treff vom 4. bis 6. Juli statt und gehört für IT-Interessierte sicher wieder zu den Veranstaltungen, die man unbedingt besuchen muss.

Guido Gebhardt

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